Europacup der Landesmeister 1979/80 - Achtelfinale Hinspiel: BFC Dynamo - Servette Genf 2:1

Guter Start - nach neun Minuten Vorentscheidung / Sehenswerte Tore der Berliner durch Pelka und Netz
Die lautstarken Sprechchöre der 25.000 BFC-Anhänger "Wo bleibt denn das 1:0?" wurden von den Berliner Akteuren schnell beantwortet. Zwei sehenswerte Tore - Pelka nach Vorarbeit von Troppa und von Netz nach einem scharfen Terletzki-Freistoß, den der Genfer Torhüter Engel nur abprallen lassen konnte - hatten verständlicherweise Jubelgesänge zur Folge. In dieser Anfangsphase stachen die Trümpfe des Gastgebers, der mit hohem Tempo, schnellen Ballpassagen und weiträumigem Spiel über die Flügel für ständigen Druck und Gefahr im Strafraum der Gäste sorgte.

Die Abwehr der Genfer wankte bedenklich. Riediger, der innerhalb von elf Tagen zum zweiten Male gegen den Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft Lucio Bizzini gut bestand und mit großem Laufaufwand die Deckung von Servette ständig beschäftigte, sowie die die beiden anderen Spitzen Pelka und Netz wurden von den nachdrängenden Mittelfeldakteuren und mehrfach auch von Noack wirkungsvoll unterstützt. Es boten sich weitere verheißungsvolle Möglichkeiten, doch scheiterten Noack (17.) und Netz (24.) am Gäste-Torhüter Engel. Die Genfer zeigten sich als technisch gute Mannschaft, waren sicher in der Ballbehandlung, kamen aber bis zur Pause eigentlich zu keiner echten Torchance.

So gingen sie nach den ersten 45 Minuten auch mit hängenden Köpfen in die Kabine, und ihr Trainer Peter Pazmandy bestätigte vor den Journalisten nach Spielende: "Zu Beginn wurde mir angst und bange. Zur Pause mußte ich meinen Spielern Mut für die zweite Halbzeit machen." Das trug offensichtlich Früchte, denn nun fanden die Schweizer besser ihren Rhythmus. Ihre vor Spielbeginn verkündete Konzeption, über die schnellen Mittelfeldspieler Schnyder, Barberis und Andrey - sämtlich Akteure der Nationalmannschaft - die Angriffsspitzen in aussichtsreiche Positionen zu bringen, konnten sie zwar nur drei- oder viermal verwirklichen, doch die einzige echte Chance nutzten sie zum Anschlußtreffer.

Entgegen kam der Servette-Elf, daß in dieser Situation der BFC fast sorglos spielte und vor allem bei weitem nicht mehr so zielstrebig in seinen Angriffsaktionen wirkte wie im ersten Spielabschnitt. Nach dem Anschlußtreffer der Genfer gab es von der 69. bis zur 71. Minute zwar noch einmal turbulente Szenen im Torraum von Engel - der Torruf lag den Dynamo-Anhängern wiederholt auf den Lippen - doch der Ball konnte nicht mehr über die Torlinie gebracht werden. Hans-Jürgen Riediger zog nach dem Abpfiff sicher das richtige Fazit: "2:1 ist erst einmal ein Sieg. Da wir zu Hause nun nicht höher gewinnen konnten, müssen wir von diesem knappen Vorsprung ausgehen und in 14 Tagen in Genf einen Erfolg anstreben. Eine andere Schlußfolgerung kann es für die Mannschaft nicht geben."

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Terletzki, Jüngling, Sträßer; Riediger, Pelka, Netz
Servette Genf:
Engel; Coutaz; Valentini, Seramondi, Bizzini; Schnyder, Barberis, Andrey, Dutoit; Cucinotta, Matthey

1:0 Pelka              ( 7.)
2:0 Netz               ( 9.)
2:1 Cucinotta          (66.)

Schiedsrichter:        Valentine (Schottland)
Zuschauer:             25.000

Max Schlosser, Neues Deutschland, 25.10.1979