UEFA-Cup 1978/79 - 1. Runde Hinspiel: BFC Dynamo - Roter Stern Belgrad 5:2

Angriffswirbel des Gastgebers belohnt / Hans-Jürgen Riediger mit drei sehenswerten Treffern
Branco Stankovic, Trainer des renommierten jugoslawischen Fußballklubs Roter Stern Belgrad, danach befragt, wann der elffache Landesmeister zuletzt eine Niederlage mit fünf Gegentoren habe hinnehmen müssen, zögerte zunächst mit der Antwort. "Es dürfte erst das zweitemal in der langjährigen Geschichte gewesen sein", erinnerte er sich. Der vor 33 Jahren gegründete Belgrader Klub nahm am Mittwochabend im Berliner Jahn-Sportpark vor 26.000 Zuschauern zum 20. Mal Anlauf in einem europäischen Cupwettbewerb und war in den 86 Cupbegegnungen zuvor zu 41 Siegen gekommen.

Die nunmehr 34. Niederlage mußten die "Roten Sterne" gegen einen erst sein 17. Cupspiel bestreitenden BFC Dynamo einstecken, der bei dem pausenlosen Regen beherzt von der ersten bis zur letzten Minute den Angriff suchte. Fast schien es, als würde die Partie innerhalb von neun Minuten entschieden. Zunächst war es Hans-Jürgen Riediger, von seinem Gegenüber Jovin kaum zu bremsen, der in der 17. Minute gleich drei Jugoslawen überlief und das 1:0 erzielte. Drei Minuten später spielte Wolf-Rüdiger Netz Auswahlspieler Jelikic beim 2:0 aus, und weitere sechs Minuten danach verwandelte Riediger die erste, von Terletzki getretene BFC-Ecke zum 3:0 mit gekonntem Kopfball.

Es spricht für die Routine der Gäste, daß sie schließlich den Rückstand auf 2:3 verkürzen konnten, wobei das 1:3 abseitsverdächtig war. Allerdings machten beide Gegentore auch auf manche Sorglosigkeit in der BFC-Abwehrreihe aufmerksam. Nach der Pause dominierten nun der ein enormes Laufpensum leistende Lauck, Terletzki und Eigendorf noch eindrucksvoller, und in der Deckung war Brillat der mehr und mehr ruhende Pol. Imponierend zudem, was Riediger, der in der 72. Minute erneut eine Ecke von Terletzki verwandelte und damit seine großartige Leistung mit drei sehenswerten Toren krönte, und Netz an Entschlossenheit in Tornähe zeigten.

Dieser unentwegte Angriffsschwung wurde schließlich mit einem fünften Treffer belohnt. Torschütze Brillat zeigte später in der Kabine den roten Fleck auf seiner Brust, denn von dort war der scharfe Abwehrball eines Jugoslawen ins Tor gesprungen. Ein höchst wichtiger Treffer, der die Weichen für ein Weiterkommen gestellt haben könnte, wobei niemand übersieht, daß die Gäste vor sieben Jahren durch ein 4:0 im Rückspiel dem FC Carl Zeiss Jena noch den Weg in die nächste Runde verlegten...

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Brillat, Artur Ullrich; Terletzki, Lauck, Eigendorf; Riediger, Sträßer, Netz
Roter Stern Belgrad:
Stojanovic; Muslin; Jelikic, Keri, Jovin; Blagojevic, Sestic, Krmptovic (75. Jurisic); V. Petrovic, Savic, Milosovljevic (59. Borovnica)

1:0 Riediger           (16.)
2:0 Netz               (20.)
3:0 Riediger           (28.)
3:1 Sestic             (34.)
3:2 Savic              (36.)
4:2 Riediger           (69.)
5:2 Brillat            (89.)

Schiedsrichter:        Menegali (Italien)
Zuschauer:             26.000

Jürgen Holz, Neues Deutschland, 14.09.1978