UEFA-Cup 1976/77 - 1. Runde Hinspiel: Schachtjor Donezk - BFC Dynamo 3:0

Im Schachtjor-Wirbel nie Spielfaden gefunden
Die Europacup-Begrüßungsblumen für den BFC Dynamo welkten rasch. Die Bergarbeiterkapelle und die rhythmusbetonten Gymnastikdarbietungen der Kinderturnschule "Avantgarde" versetzten die Schachtjor-Elf in die rechte Stimmung, die Berliner dagegen fanden nie ihren Spielrhythmus. Während Donezk-Trainer Wladimir Salkow am Ende kommentierte: "Unsere Mannschaft steigerte sich großartig und bot ihr bestes Spiel in diesem Jahr!", mußte BFC-Trainer Harry Nippert konstatieren: "Drei eklatante Abwehrfehler führten zu den Gegentoren. Zweimal ließ sich Jonelat ausspielen. Aber er ist nicht etwa allein schuldig. Einige unserer Verteidiger brauchten zu lange Anlaufzeit, sich auf ihre Kontrahenten einzustellen. Und unsere Achse Terletzki-Schulenberg-Schütze kam nicht in Schwung."

Schachtjors Blitzstart wirkte, wie wenn ein Fuchs in einen Hühnerhaufen einbricht. Sokolowskis ersten Schreckschuß, nachdem Schwerdtner eine Flanke Rogowskis verpaßte (1.), überstand der BFC noch ungerupft. Aber nach Rogowskis Kopfballtor verstärkte sich das Durcheinander. Davon ließ sich selbst der sonst besonnene Schwerdtner anstecken, als er einige hohe Eingaben nicht sicher fing. Ganz zu schweigen von Libero Jonelat, der seiner Deckung keine Stabilität zu geben wußte, zahlreiche Stellungsfehler beging und sich von den gewitzten, am Ball trickvollen Gastgebern Staruchin, Rogowski, Sokolowski ausspielen ließ.

Aber auch Rogowski entwich Noack ebenso häufig wie der gewitzte Spielmacher Sokolowski dem noch nicht so erfahrenen Trieloff, und Eigendorf hatte nicht minder große Sorgen mit dem wuchtigen Staruchin. Die spielten ihre Vorzüge auch in den zweiten 45 Minuten aus: Sprungkraft, Kopfball- und Antrittsstärke bessere Zweikampfführung und -härte. Wobei man erklärend hinzufügen muß, gegen eine BFC-Elf, die "nicht nur in allen Mannschaftsteilen diesmal unausgeglichen auftrat", wie Trainer Martin Skaba urteilte, sondern in der bis auf Lauck und den sich nach nervösem Beginn eindrucksvoll steigernden Schwerdtner alle anderen unter dem Gewohnten blieben.

Donezk-Kapitän Wituli Staruchin bemerkte: "In unserer Meisterschaft fällt uns das Toreschießen schwerer. Die Abwehrreihen in der UdSSR kennen unsere Stärken und Schwächen besser." Rainer Wroblewski und Michael Noack schüttelten darüber nur ihre Köpfe. "Nein, wir kannten unseren Gegner ganz genau!" Dennoch ließen sie sich das Heft des Handelns aus der Hand nehmen und bekamen es nie wieder in den Griff. Die Ursachen liegen nicht zuletzt in der Mittelreihe und im Angriff, in denen Schütze, Schulenberg einen zu geringen Laufradius hatten, beide ebenso wie Terletzki ihr Können als ballsichernde Umschaltstationen nicht darboten.

So erfreulich sich das 0:1 bis zur Schlußviertelstunde noch ausgab, darüber läßt sich nicht hinwegtäuschen: Das 28:9 (10:5)-Freistoßverhältnis in einem recht fairen Pokaltreffen spricht gegen den BFC und für viele Verlegenheiten in seiner Deckung - wie andererseits die 11:4 (6:2)-Ecken-Relation und die Torschußbilanz von 21:8 (13:4) eindeutig für die spielerisch imponierende Donezk-Elf aussagen. Nach dem 0:3 brennt tatsächlich im Rückspiel nur noch eine kleine Hoffnungsflamme für den BFC Dynamo, aber sie glimmt noch! Am BFC Dynamo wird es liegen, in Berlin die zuletzt nicht geprüfte Schachtjor-Deckung, so wie in den fünf Schlußminuten, wuchtig unter Druck zu setzen.

Schachtjor Donezk:
Degtjarew; Gorbunow; Jaremtschenko, Kondratow, Pjanich; Sokolowski, Dudinski (63. Wasin), Schawljuk; Rogowski, Staruchin, Safonow (79. Latysch)
BFC Dynamo:
Schwerdtner; Jonelat; Wroblewski, Eigendorf, Noack; Terletzki, Lauck, Trieloff; Riediger, Schütze (70. Jüngling), Schulenberg (56. Netz)

1:0 Rogowski         ( 3.)
2:0 Sokolowski       (75.)
3:0 Staruchin        (80.)

Schiedsrichter:      Parmakow (Bulgarien)
Zuschauer:           26.000

Wolf Hempel, Sportecho, Datum nicht bekannt (September 1976)