UEFA-Cup 1972/73 - 2. Runde Rückspiel: Lewski/Spartak Sofia - BFC Dynamo 2:0

Der BFC eine Runde weiter / Gesamtbilanz: 3:2 für die Berliner / Starke zweite Halbzeit der Platzbesitzer / Aufopferungsvolle BFC-Abwehr / Lisa hielt Strafstoß / Das 3:0 und damit der Gleichstand waren oft nahe / Dynamos gratulierten nach Schlußpfiff zuerst ihrem Torwart / Nun im Achtelfinale
Die Vorzeichen vor dem Spiel im Lewski-Stadion von Sofia standen keineswegs günstig für den BFC Dynamo. Cheftrainer Hans Geitel mußte wegen einer Erkrankung kurzfristig in Berlin bleiben, Kapitän Peter Rohde laborierte an einer schmerzhaften Prellung, sein Bruder Rainer konnte wegen einer Knieverletzung überhaupt nicht eingesetzt werden. So erhielt der 21jährige Schwierske das erste Mal in einem Europapokalspiel eine Chance. Aber von diesen widrigen Umständen ließ sich die Mannschaft nicht aus der Ruhe und aus dem Konzept bringen. So erreichten die Berliner nach einer insgesamt imponierenden kämpferischen Leistung trotz der 0:2-Niederlage das Achtelfinale im UEFA-Pokal-Wettbewerb.

"Sicher gab es bei uns heute Schwächen im Spiel", meinte der BFC-Vorsitzende Manfred Kirste. "Es war nicht immer einfach, die stürmischen Angriffe der Lewski-Mannschaft einzudämmen. Aber mit welch enormem kämpferischem Einsatz jeder seine Aufgabe meisterte, das verdient Anerkennung." Vor allem die engere Abwehr um Libero Bernd Brillat, Vorstopper Peter Rohde und Rechtsverteidiger Dieter Stumpf verdient, gelobt zu werden. Sie stabilisierte sich als erster Mannschaftsteil, blockte immer wieder die gegnerischen Angriffe ab und versuchte, mit ruhigem Aufbau Linie und Ordnung ins Spiel zu bringen. Die Konterangriffe blieben in der ersten Hälfte dennoch sehr sporadisch. Netz hatte einige starke Szenen.

Schütze prüfte in der 27. Minute Torhüter Michailow mit einem herrlichen Direktschuß. Damit waren die größten Chancen der Berliner vor der Pause allerdings bereits erschöpft. Erst nach der Pause brach für die Berliner die schwerste Zeit an. Nun stand die Abwehr unter Dauerdruck. Mit aller Macht stürmten die Bulgaren, waren auf eine Entscheidung aus und blieben auch zweimal erfolgreich. Das erstemal war Schetschew zur Stelle, als er nach dem fünften Eckball per Kopf das Leder ins rechte Dreiangel schlug. Das zweite Tor fiel aus einem Gewühl heraus.

Aber gerade in diesen schweren Minuten bewiesen die Berliner viel Nervenstärke und Selbstvertrauen. Jetzt kamen ihre Konterangriffe besser. Als Schiedsrichter Kyriakides auf den Strafstoßpunkt zeigte (78.), schien die Verlängerung sicher. Aber Torhüter Lihsa behielt seine Nerven im Zaume, ahnte die richtige Ecke und parierte den von Mitkow geschossenen Strafstoß. Damit war die Entscheidung gefallen, obwohl die Bulgaren bis zur letzten Minute nichts unversucht ließen, immer neue Angriffe starteten und in der 88. Minute nur den linken Außenpfosten trafen.

Lewski/Spartak Sofia:
Michailow; Todorow; Schetschew, Aladschow, Iwkow; Stojanow, Bontschew, Bogdanow; Weselinow, Charalampiew, Mitkow
BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf; Brillat, P. Rohde, Hübner; Schwierske (76. Trümpler), Schütze, Terletzki, Johannsen, Netz, Schulenberg

1:0 Schetschew         (54.)
2:0 Schetschew         (62.)

Schiedsrichter:        Kyriakides (Zypern)
Zuschauer:             10.000

Klaus Thiemann, Neues Deutschland, 08.11.1972