UEFA-Cup 1972/73 - 2. Runde Hinspiel: BFC Dynamo - Lewski/Spartak Sofia 3:0

Ohne Gegentor zum Rückspiel / Verdienter Erfolg der Berliner auch in dieser Höhe / BFC zu Beginn nervös, später jedoch sicher / Steigerung des Angriffs / 13 Torschüsse - 3 Tore
"Wir haben noch eine starke Waffe in Reserve, nämlich das zweite Spiel, das bei uns stattfindet." So Cheftrainer Dimiter Doitschinow von Lewski/Spartak nach dem Schlußpfiff bei Universitatea Cruj, wo die Bulgaren 1:4 unterlagen - und dennoch als Sieger der ersten Runde weiterkamen, da sie auf eigenem Platz 5:1 erfolgreich blieben. Gestern munterte Doitschinow seine Spieler in der Kabine mit dem Hoffnungswink auf das Rückspiel wieder auf... Das klare 3:0 des BFC Dynamo ist sehr wertvoll, aber bei weitem noch keine sicher gelöste Fahrkarte für die dritte Runde in diesem Cupwettbewerb.

Wobei für die Berliner das zu Null noch von großem Nutzen sein kann, denn den schnellen Sturmspitzen ist natürlich auch im gefürchteten Wassil-Lewski-Stadion ein Erfolg zuzutrauen. Waren sie gestern in der ersten Hälfte erfolglos geblieben, setzten sie zur Freude der 8.000 Berliner in der zweiten Hälfte die entscheidenden Akzente. Netz, zu Beginn einige Abspielfehler offenbarend, leistete in den zweiten 45 Minuten ein großes Laufpensum, trennte sich schnell vom Ball und erzielte Wirkung. Davon zeugt auch das dritte Tor, das von den beiden anderen Angriffsspitzen Johannsen und Schulenberg auf der rechten Seite durch Direktpaßspiel vorbereitet wurde.

Lieferte sich Schulenberg mit Gaidarski viele packende Zweikämpfe, die den Berliner oft im Vorteil sahen, so setzte Johannsen Staikow im Lewksi-Tor durch drei gefährliche Aktionen mehr zu als diesem lieb war. Lange mußte man um den Angriff bangen - trotz der 2:0-Führung zur Halbzeit. Die beiden Tore entsprangen keinen Kombinationen, sondern guter Einzelleistungen. Rainer Rohde verdiente dabei für sein Kopfballtor ebensoviel Beifall wie Terletzki, der mit einem gekonnten 25-m-Freistoß erfolgreich war. Ansonsten hatte die Gästeabwehr wenig zu bereinigen. Vor Stopper Iwkow standen Gaidarski, Schetschew und Aladschow gut gestaffelt.

Mehr Mühe hatten die Bulgaren dann nach dem Wechsel, als der BFC darauf aus war, schon in diesem Spiel eine Entscheidung zu erzwingen. Gefahr drohte den Gastgebern nur, als der bulgarische Vizemeister nach dem 0:3 mit Macht auf ein Tor drängte. Doch da hatten die Berliner Abwehrspieler längst ihre Nervosität abgelegt. Carow-"Vertreter" Brillat wirkte ruhig und zuverlässig, und die beiden Außenverteidiger Stumpf und Hübner überließen ihren Außenstürmern keinen Raum. Das 3:0 stimmt hoffnungsvoll, zumal der BFC mit dem Nutzen der Chancen zufrieden sein kann. Von 13 ernsthaften Schußversuchen waren drei immerhin von Erfolg gekrönt. Ein Verhältnis, das für die Schützlinge von Trainer Geitel spricht. Dennoch sind die Worte seines bulgarischen Kollegen für das Rückspiel ernst zu nehmen.

BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf; Brillat, P. Rohde, Hübner; R. Rohde, Schütze, Terletzki, Johannsen, Netz, Schulenberg
Lewski/Spartak Sofia:
Stoikow (75. Michailow); Gaidarski; Schetschew, Aladschow, Iwkow; Stojanow, Bontschew (75. Woinow), Bogdanow; Zwetkow, Charalampiew, Mitkow

1:0 Terletzki        ( 9.)
2:0 R. Rohde         (43.)
3:0 Netz             (65.)

Schiedsrichter:      Rainea (Rumänien)
Zuschauer:           8.000

Eckard Galley, Neues Deutschland, 26.10.1972