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Kein Einfallsreichtum, keine Ideen / Ungewöhnliche Hitzegrade lahmten das Dynamo-Spiel / Erfolg über den Wiener SK nicht bestätigt / CSSR-Gäste gestalteten die Begegnung jederzeit offen Wenn die Erwartungen der
Fußballanhänger des SC Dynamo bei einem außerhalb der Meisterschaft durchgeführten Spiel hochgesteckt waren, dann im zweiten Auftreten der Mannschaft innerhalb der "Internationalen Sommermeisterschaft" gegen den auf
dem achten Tabellenplatz postierten CSSR-Vertreter Spartak Hradec Kralove.
Vielerlei Gründe sprachen für die Berliner: Einmal verfügt der vorjährige Meister der CSSR bei weitem nicht mehr über das Leistungsvermögen, das
ihm seinen überraschenden Titelgewinn des Vorjahres ermöglichte - 25:27 Punkte und der 8. Platz sind dafür Zeugnis genug -, zum anderen unterlag die Elf am vergangenen Wochenende zum Auftakt des neuen Wettbewerbs gegen den
vermutlichen polnischen Meisterschaftsanwärter Górnik Zabrze auf heimischem Boden mit 2:3. Dynamo dagegen konnte den hervorragenden 5:3-Erfolg, beim Wiener SK erzielt, ins Feld führen, der der Elf genug Kredit einräumte,
weiterhin aussichtsreich die "Sommermeisterschaft" zu bestreiten. Doch wieder einmal erwies sich, daß derartige Überlegungen jeglichen realen Sinnes entbehren, weil letztlich auch Faktoren über den Verlauf eines
Spieles entscheiden, die in keine Vorausüberlegung einzubeziehen sind, die einmal auch der "Gunst der Stunde" entspringen können.
Und die wußten die Gäste diesmal konsequent zu nutzen. Es ist durchaus nicht
übertrieben, festzustellen, daß die Gäste bis auf den Führungstreffer des linken Läufers Komanek - sein Schuß aus 25 Metern prallte vom Innenpfosten ins Netz — kaum zu weiteren Toren gekommen wären. Dafür sprach ihre
unproduktive, sich im übertrieben engen Kurzpaß erschöpfende Spielweise, die vor dem Strafraum der Berliner förmlich in Unfähigkeit ausartete. Dafür sprachen auch die vergebenen Tormöglichkeiten durch Zikan in der 39. und 88.
Minute, als er Marquardt allein gegenüberstand, aber unachtsam und einfallslos am Torsteher scheiterte. Die Feststellung, daß diese Art, Fußball zu spielen, von vornherein die Erfolglosigkeit zum ständigen Begleiter hat, darf
mit Recht getroffen werden.
Spartak legte es aber darauf an, den genauen Kurzpaß im Mittelfeld, präzis und technisch überlegt demonstriert, derart zu gebrauchen, die physischen Kräfte der Spieler um Günter Schröter
unter den mehr als beeinträchtigenden Bedingungen ungewöhnlicher Hitzegrade zu strapazieren, die Berliner zu kräftezehrender Laufarbeit zu zwingen. Diese "Gunst" wußten die Gäste zu nutzen, ihr unterwarfen sie ihr
Spiel, das von Hledik und Komanek in der Abwehr gut organisiert wurde, vom ballgewandten Innentrio, aus dem Sonka sich durch eine enorme Einsatzfreudigkeit noch heraushob, fortgeführt wurde. So ließ die keineswegs überzeugende
Spartak-Elf den SC Dynamo nicht wie gewohnt das Spielgeschehen an sich reißen, vermochte im Gegenteil jederzeit die Begegnung offen zu gestalten.
Allerdings minderten die Aktionen des SC Dynamo auch zu viele unüberlegte
und mitunter auch ungekonnte Handlungen, so daß ein Erfolg kaum herausgespielt werden konnte. Offensichtlich litt Mittelverteidiger Werner Heine noch unter den Belastungen des Mittwoch-Länderspieles gegen Marokko, die seinem
Spiel die nötige Sicherheit nahmen, andererseits unterliefen Bley und Maschke ungewohnt häufige Abspielfehler, die das Sturmspiel einfach zur Wirkungslosigkeit degradieren mußten. Lediglich Schröter versuchte das Maß an
Mittelmäßigkeit durch individuelle Spielhandlungen zu durchbrechen, scheiterte aber auch oft genug an der massierten Deckung Spartak Hradec Kraloves, das mit dem unentschiedenen Ergebnis mehr als zufrieden war.
Einfallsreichtum, ideenvolles Handeln und blitzschnelle, über die Flügel vorgetragene Angriffszüge, hätten vermutlich ihre Wirkung auf den CSSR-Vertreter nicht verfehlt. Diese Attribute waren dem Dynamo-Spiel jedoch nicht zu
eigen, sehr zum Leidwesen der zu Recht enttäuschten Zuschauer. Eine Bemerkung sei uns noch erlaubt: Es ist ein Widersinn, die Begegnungen der "Internationalen Sommermeisterschaft" unter diesen hochsommerlichen
Temperaturbedingungen, die Denken und Handeln förmlich lähmen, an den Sonntagnachmittagen durchzuführen. Die Nachteile für Spieler und Zuschauer sind unübersehbar. Selbst unter den Wettbedingungen von Inter-TOTO sollte es
möglich sein, in den späten Sonnabendstunden zu spielen, verbesserte Leistungen werden Beweis genug für die Richtigkeit dieses Hinweises sein.
SC Dynamo Berlin: Marquardt; Hofmann, Heine, Skaba; Bley, Maschke; Schmidt, Bauchspieß, Poklitar, Schröter, Klingbiel Spartak Hradec Kralove: Jindra; Picmann, Hledik, Michalak; Rundstuck, Komanek; Buransky, Pokorny, Sonka, Cerny, Zikan
0:1 Komanek (19.) 1:1 Bley (73.)
Schiedsrichter: Seipelt (Österreich) Zuschauer: 3.000
Günter Simon, Neue Fußballwoche, 27.06.1961

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